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Value-Sensitive Design (VSD) zielt darauf ab, werteorientierte, benutzerfreundliche Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, indem die Bedürfnisse und Werte verschiedener Interessensgruppen berücksichtigt werden. Der Ansatz ermöglicht die Identifizierung relevanter Werte und ermöglicht die Erarbeitung von Lösungen bei Wertekonflikten. Darüber hinaus können daraus resultierende Designvorschläge für das eigene Produkt erarbeitet werden.

Der Ansatz des Value-Sensitive Designs (VSD) kann genutzt werden, um werteorientierte, benutzerfreundliche und zugleich kommerziell erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln oder diese zu verbessern [1]. Die Anwendung bezieht Bedürfnisse und Werte sowie mögliche Wertekonflikte unterschiedlicher Interessensgruppen ein, sodass neue Gestaltungslösungen erzielt werden [1].

Warum sind Werte bei der Produktentwicklung relevant?

Jeder Mensch verfügt über Werte, die das eigene Verhalten mehr oder weniger bewusst beeinflussen. Der VSD-Ansatz bietet eine Möglichkeit diese Werte in die Entwicklung einzubeziehen und das Produkt damit zu verbessern [2]. Bei der Produktentwicklung, z. B. der Entwicklung einer bestimmten App, könnten dies Werte wie Vertrauen, Usability, Privatsphäre oder Wohlbefinden sein [3, 4].

Für unterschiedliche Stakeholder können jedoch unterschiedliche Werte relevant sein, die es zu identifizieren gilt. Dabei sind Stakeholder Personen, Personengruppen oder Organisationen, die mit einem Produkt interagieren oder zumindest indirekt davon betroffen sind [3]. Bei der Entwicklung einer App könnten dies beispielsweise die Unternehmensführung, die Appnutzer:innen, die Programmierer:innen, Anbieter:innen von App-Stores oder Gesetzgebende sein.

Welche Werte sind für wen relevant?

Im Rahmen einer Stakeholderanalyse können Unternehmen herausfinden, für welche Personen, Personengruppen oder Organisationen das eigene Produkt von Bedeutung ist und wie sich deren produktbezogenen Werte unterscheiden [3]. Dazu könnten die Stakeholder selbst einbezogen und zu ihren Vorstellungen zum Produkt befragt werden. Eine andere Möglichkeit ist der Einbezug von Expert:innen, die unterschiedliche Stakeholder identifizieren und durch das Hineinversetzen in deren Rollen, Werte und mögliche Wertekonflikte ableiten. So könnte ein Wertekonflikt bei der Entwicklung einer App für die Werte Privatsphäre und Usability vorliegen, wenn Datenschutzhinweise oder –dialoge die Benutzbarkeit der App einschränken.

Wie kann eine Fokussierung auf einzelne Werte erfolgen?

Neben einer vollumfänglichen Stakeholderanalyse ist die Betrachtung einzelner Werte (für bestimmte Stakeholder) ebenfalls möglich. Dazu können sich Unternehmen gezielt mit relevanten Werten auseinandersetzen, beispielsweise wenn die Relevanz durch User-Feedback oder eine Gesetzesänderung deutlich wird.

Eine zweite Möglichkeit, um sich auf einzelne Werte zu fokussieren, ist die Betrachtung der typischen Werte des VSD [3]. Die Forschendengruppe um Batya Friedman hat dazu dreizehn typische Werte identifiziert, die häufig bei der Gestaltung von Technologien relevant sind [3, 4]. Bei diesen Werten handelt es sich um die Werte Wohlergehen, Privatsphäre, Vertrauen, Informierte Zustimmung, Rechenschaftspflicht, Autonomie, Besitz und Eigentum, Vorurteilsfreiheit, Benutzbarkeit, Identität, Nachhaltigkeit, Ruhe sowie Höflichkeit. Für die konkrete Anwendung wurde die Methode der Value Cards [5] entwickelt. Wenn sich Unternehmen mit einer werteorientierten Gestaltung des eigenen Produktes auseinandersetzen möchten, können diese Value Cards genutzt werden.

Wie lässt sich das Ziel des VSD zusammenfassen?

Die Anwendung des VSD-Ansatzes umfasst vielfältige Stakeholderperspektiven und -erwartungen, die Identifizierung von relevanten Werten sowie möglichen Wertekonflikten und ermöglicht somit eine werteorientierte Gestaltung und Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen.

 

Wenn Sie Interesse an der Anwendung des VSD-Ansatzes für Ihr Unternehmen haben, sprechen Sie uns gern an.

Referenzen

[1] Hoth, V. (2021, 01. Dezember). Diverse Teams kreieren Lösungen für diverse Zielgruppen. Mittelstand 4.0 – Kompetenzzentrum Usability. Gender Data Gap, Diversität und Inklusion Kompetenzzentrum Usability (kompetenzzentrum-usability.digital)

[2] Friedman, B., Kahn, P., & Boring, A. (2002). Value sensitive design: Theory and methods [Technischer Bericht]. 0-12-01.

[3] Friedman, B., Kahn, P. H., & Borning, A. (2008). Value Sensitive Design and Information Systems. In K. E. Himma & H. T. Tavani (Hrsg.). The Handbook of Information and Computer Ethics. S. 69-102. John Wiley & Sons, Inc.

[4] Friedman B., & Hendry, D. (2019). Value sensitive design. Shaping technology with moral imagination. MIT Press.

[5] Hoth, V. (2023). Value Cards für die Software-Entwicklung. www.digitalzentrum-fokus-mensch.de/kos/WNetz?art=News.show&id=2081 (Abgerufen am 24.01.2024)


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