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Unsere neuen Bedürfnismaterialien nach dem Modell von Desmet und Fokkinga (1) standen im Rahmen des Digitaltags im Fokus eines Methodenworkshops. Teilnehmende tauchten in die Welt der positiven User Experience (UX) ein und lernten anhand praxisnaher Übungen die Materialien kennen. Dabei wurden positive Erlebnisse in der Interaktion mit Technologie geteilt und erste Konzepte und Ideen für eine positive UX entworfen. Die abschließende Diskussion u. a. darüber, wie man beim Online-Shopping das Bedürfnis nach Moral erfüllen kann, rundete den Workshop ab. Wir blicken auf einen inspirierender Tag voller Erkenntnisse und Ideenaustausch!

Am vergangenen Mittwoch veranstaltete das Mittelstand-Digital Zentrum Fokus Mensch im Rahmen der Digitalwoche seinen ersten UX-Methodenworkshop. Thema des Workshops waren die neu aufbereiteten Bedürfnismaterien nach dem Modell von Desmet und Fokkinga [1] aus dem Vorgängerprojekt des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Usability.

Die Teilnehmenden wurden zunächst in die theoretischen Grundlagen der positiven User Experience (UX) eingeführt, um ein gemeinsames Verständnis zu bilden. Anschließend wurden die neuen Bedürfnismaterialien und ihre Einsatzmöglichkeiten vorgestellt.

Es wurde aufgezeigt, wie Unternehmen für eine positive UX, d. h. für ein positives Erleben der Nutzenden, gestalten können. Die Grundlage dafür ist die Erfüllung psychologischer Bedürfnisse, die in den Bedürfnismaterialien beschrieben werden. Diese basieren auf dem Modell von Desmet und Fokkinga [1], wobei die Autoren verschiedene Bedürfnismodelle analysiert und als Ergebnis ein designfokussiertes Bedürfnismodell beschrieben haben. Die 13 fundamentalen Bedürfnisse und 52 Unterbedürfnisse werden in den neuen Bedürfniskarten beschrieben und durch die Inspirationskarten ergänzt. Die Materialien sollen den Zugang zu den einzelnen Bedürfnissen erleichtern und Inspiration für die menschzentrierte Gestaltung für psychologische Bedürfnisse bieten. Der Umgang mit den Materialien sowie die Gestaltung auf Basis dieser Materialien werden in einem Handbuch erklärt.

Der interaktive Teil des Workshops bestand aus zwei praktischen Übungen. Zunächst wurden die Teilnehmende nach positiven Erlebnissen im Umgang mit Technologien gefragt, bei denen psychologische Bedürfnisse erfüllt wurden. Die berichteten Erlebnisse drehten sich z. B. um Reisen und Chatten, die vor allem die Bedürfnisse nach Verbundenheit, Komfort und Sicherheit adressierten. So wurde z. B. mehrfach berichtet, dass das Bedürfnis nach Sicherheit und Komfort dadurch erfüllt wird, dass Bahntickets automatisch in einer App angezeigt werden, auch wenn man nicht mit dem entsprechenden Kundenkonto angemeldet war sondern lediglich die Auftragsnummer hat.

In einer zweiten Übung konnten Teilnehmende die Bedürfnismaterialien selbst anwenden und für verschiedene Kontexte Konzepte für positives Erleben entwerfen. Mit Online-Shopping, Projektmanagement und dem Führen eines Tagebuchs wurden den Gruppen unterschiedliche Kontexte sowie jeweils ein unterschiedliches Bedürfnis zugewiesen, mit denen sie sich zunächst vertraut machten. Auf einem virtuellen Whiteboard sammelten sie dann Ideen und erste Konzepte, wie das jeweilige Bedürfnis in ihrem Kontext durch Technologie(n) adressiert und erfüllt werden könnte. Es wurden Ideen vorgestellt, wie beispielsweise ein persönliches Tagebuch, welches durch das Einfügen verschiedener Medien (z. B. Musik, Umgebungsgeräusche, etc.) angereichert werden kann, um sich noch intensiver an Situationen und Momente erinnern zu können und gleichzeitig das Bedürfnis nach Schönheit zu erfüllen.

Den Abschluss des Workshops bildete eine Diskussionsrunde, in der Grenzen und Herausforderungen, aber auch Potenziale der entwickelten Konzepte beleuchtet wurden. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Frage, wie das Bedürfnis nach Moral beim Online-Shopping adressiert werden kann. Die Teilnehmenden argumentierten, dass an dieser Stelle Vertrauen in das Unternehmen die Voraussetzung ist und Zertifikate und Grundsätze der Verkäufer*innen transparent gemacht werden müssen, damit über Moral nachgedacht werden kann und die Käufer*innen die Inhalte ernst nehmen. In diesem Zusammenhang wurden auch immer wieder verschiedene Dark-Pattern und Hürden angesprochen, die es derzeit beim Online-Shopping gibt. Auch der Arbeitskreis „The Positive X“ der German UPA hat sich im vergangenen Jahr mit positiven Erlebnissen beim Online-Shopping beschäftigt und die Risiken aber auch Chancen in seinem letzten Paper mit dem Titel „The Positive X – Jetzt packen wir es an!“ diskutiert [2].

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für den anregenden Workshop, die tolle Diskussion sowie das wertvolle Feedback und freuen uns auf ein Wiedersehen beim nächsten Methodenworkshop des Mittelstand-Digital Zentrums Fokus Mensch.

 


Literatur

[1] Desmet, P. M. A., & Fokkinga, S. F. (2020). Beyond Maslow’s Pyramid: Introducing a Typology of Thirteen Fundamental Needs for Human-Centered Design. doi.org/10.3390/mti4030038

[2] Hermosa Perrino, C., Spohrer, A., Burmester, M., Köberlein, M., Brodback, T., Zeiner, K. M., Hammel, K. & Müller, F. (2022). The Positive X – Jetzt packen wir es an! In E. Ludewig, T. Jackstädt, J. Hinze (Eds.), Mensch und Computer 2022 - Workshopband. (pp. 1–16). Gesellschaft für Informatik e.V. und die German UPA e.V. 2022. doi.org/10.18420/muc2022-up-478


19.06.23

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