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Das Event Design4All fand am 31.03.2022 erneut im Rahmen einer regionalen Eventreihe statt, diesmal zum Thema Nachhaltigkeit. Dabei stand das Design von Produkten im Mittelpunkt. Es wurde als möglicher Treiber der nachhaltigen Transformation für Unternehmen und die Wirtschaft diskutiert. Das bedeutet, dass im Kontext der Nachhaltigkeit vor allem Systemlösungen gefragt sind, die die Einbettung des Produktes in sein Umfeld erlauben, Möglichkeiten zur Weiterentwicklung besitzen und im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang stehen. Für eine solche nachhaltige Gestaltungsstrategie sind Langlebigkeit, Reparierbarkeit, der gerechte Einsatz von Ressourcen und die Integration von Produktgestaltungsprozessen in die Kreislaufwirtschaft von großer Relevanz.

Die Veranstaltung mit ca. 45 Teilnehmer*innen startete mit einem Impulsvortrag zur Kreislaufwirtschaft, der von spannenden Diskussionen mit den folgenden eingeladenen Diskussionsteilnehmer*innen aus der Forschung und Wirtschaft gefolgt wurde.

 

  • Frau Prof. Dr.-Ing. Christina Dornack ist Direktorin des Instituts für Abfall- und Kreislaufwirtschaft an der Technischen Universität Dresden. Sie startete ihre Karriere in der Abfallwirtschaft und wurde später Befürworterin der Kreislaufwirtschaft. In ihren Augen bekommt das Thema Abfall- und Kreislaufwirtschaft aktuell mehr Raum. Dabei wird Abfall allmählich immer stärker als Sekundärrohstoff angesehen, was mit der sich verbreitenden Vorstellung verbunden ist, dass am Anfang eines Produktionsprozesses das Ende immer mitgedacht werden sollte.
  • Wei Min Wang ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am VDI Zentrum Ressourceneffizienz (VDI ZRE). Er stellt Informationen für kleine und mittlere Unternehmen bereit, damit sie Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft zusammendenken können. In seiner Arbeit mit den Unternehmen fördert er den Cradle-to-Cradle-Gedanken bei der Entwicklung und Umsetzung von nachhaltigen Digitalisierungsstrategien.
  • Dr. Michael Mischke behandelt in seiner Arbeit als Ecosystem Architect an der Schnittstelle von Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft die Frage, wie wir in einem guten Miteinander Dinge so tun können, dass sie am Ende für alle vorteilhaft sind. Dabei besteht seine Strategie darin, Probleme zu verstehen, klare Ziele formulieren und auf der Basis dessen digitale Produkte zu entwickeln, die diese Probleme wirklich lösen. Relevante Aspekte sind für ihn themenübergreifendes Arbeiten, Transparenz, Open Source Ansatz, schonender Stromverbrauch und Datensuffizienz. Sein Motto lautet: „Doing the right things and doing things right“. Dr. Mischke ist Teil des Teams zur Entwicklung der Digitalen Strategie Berlins bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Vorstandsvorsitzender der wechange eG und Berater für Ökosysteme bei Urban Impact.
  • Isabel Gomez ist seit Januar 2020 als Senior Referentin bei Cradle to Cradle NGO für die Öffentlichkeits- und Pressearbeit zuständig. Zuvor war die Diplom-Volkswirtin zehn Jahre lang als Wirtschafts- und Finanzjournalistin tätig, unter anderem für die Financial Times Deutschland, das Wall Street Journal und die Börsen-Zeitung.
  • Peter Post: ist der Gründer von circular-experience.org. Er hat 25 Jahre Erfahrung in UX-Design, Branding und digitaler Transformation. Er ist Geschäftsführer der Digitalagentur Scholz & Volkmer. In Jurys, Vorträgen und im Vorstand des Internationalen Design Zentrums Berlin (IDZ) setzt er sich für circular und public design ein.

 

Kreislaufwirtschaft – eine Vision

In der industriellen Produktion herrscht heutzutage ein sehr eindimensionales Prinzip vor, welches man in der Formel „take – make – waste“ zusammenfassen kann. Damit ist gemeint, dass der Großteil der verwendeten Ressourcen („take“) nach der Nutzungsdauer der Produkte („make“) nicht mehr wiederverwendet wird („waste“). Diese Art des Wirtschaftens führt u. a. zu einem Mangel an Ressourcen und wird auch Abfallwirtschaft genannt. Beispielsweise können sich manche landwirtschaftlich genutzten Böden nicht mehr erholen, weil sie zu lang ausgebeutet wurden. Weiterhin ist der starke Einsatz der künstlich erzeugten und nicht wiederverwendbaren Materialien besorgniserregend. So wird beispielsweise Plastik durch Verwitterung zu Mikroplastik, welches es wiederum über die Nahrungskette bis ins Blut von Menschen schafft. Selbst der Wiederverwendung von Abfallprodukten sind aktuell Grenzen gesetzt. So ergibt z. B. das Upcycling von alten Materialen nur Sinn, wenn die Ausgangsprodukte bereits nicht schädlich für uns sind. So wäre zum Beispiel die einfache Wiederverwendung von unbehandelten LKW-Planen in der Herstellung von Taschen nicht unbedingt angebracht, da der Ausgangsstoff nicht für den dauerhaften Kontakt mit der menschlichen Haut geeignet ist.

Im Hinblick auf den Mangel an Ressourcen und die aktuelle Begrenztheit ihrer Wiederverwendungsmöglichkeiten wurde der Cradle-to-Cradle-Ansatz (deutsch: „von Wiege zu Wiege“) für die konsequente Umsetzung von Kreislaufwirtschaft entwickelt. Der Cradle-to-Cradle Ansatz (C2C) stellt an uns als Gesellschaft folgende Forderung: Weniger von allen Ressourcen nutzen, die wir der Natur entnehmen, da wir sonst zu Parasiten werden, die ihren eigenen Lebensraum langfristig zerstören. Vielmehr geht es darum, neue Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus zu denken und sie so herzustellen, dass die dafür benötigten Rohstoffe und Energien aus den Resten alter Produkte kommen und sie an am Ende ihres eigenen Lebenszyklus wiederum Ausgangspunkt neuer Produkte sind.

Die Wirtschaft und die Produktivität sollen kontinuierlich wachsen, Sozialleistungen steigen und gleichzeitig der ökologische Fußabdruck der Menschen geringer werden. Um diese Ziele zu erreichen, eignet sich die bisher verfolgte, rein auf Einsparungen basierte ökologische Strategie nicht langfristig. Daher sollte man überlegen, wie eine klimapositive bzw. ökoeffektive Strategie aussehen könnte. Wenn man dafür den Cradle-to-Cradle-Ansatz in Betracht zieht, kann man damit das Ziel definieren, nach dem eine klimapositive Strategie einen positiven Fußabdruck generiert. Das bedeutet, dass Menschen mit der eigenen wirtschaftlichen Aktivität Bedingungen für weiteres Leben schaffen und somit Nützlinge auf der Welt werden. Ein sehr gut bekanntes Beispiel dafür ist die Nutzung natürlicher Prozesse in der Landwirtschaft, in denen man Produktionsabfälle als Kompost direkt wieder in den Kreislauf zurückführt und so zum Nährstoff für den Boden und die nächste Ernte macht.

Als Ausgangspunkt für das Umdenken und Neugestalten der Wirtschaft sieht die Cradle-to-Cradle-Denkschule bzw. das Designkonzept die folgende Frage: Wofür brauchen wir die Produkte? Damit ist gemeint, dass man beim Produktdesign von Anfang an das Nutzungsszenario eines Gegenstandes berücksichtigen und dafür passende Materialien verwenden muss. Man kann dabei zwei sehr allgemeine Produktgruppen unterscheiden: Einerseits werden Verbrauchsprodukte als ein Teil der Biosphäre verstanden. Sie werden während und nach der Nutzung in die Umwelt gelangen. Solche Produkte, wie z. B. T-Shirts, sollten aus Materialien bestehen, die bei Abnutzung Stoffe in die Umwelt freisetzen, die nicht schädlich, sondern biologisch abbaubar sind. Andererseits kann es sich um Gebrauchsprodukte handeln, die der vom Menschen geschaffenen Technosphäre zugeordnet werden können. Diese Produkte, wie z. B. Fahrräder, sollten recyclebar sein und ausschließlich in der Technosphäre zirkulieren. Zusätzlich zu diesen Anforderungen sollte die ganze industrielle Produktion dabei mit erneuerbaren Energien stattfinden, da der Schutz von Wasser, Boden und Luft unabdingbar für unser Leben ist.

Der Unterschied des Cradle-to-Cradle-Ansatzes zu anderen Nachhaltigkeitsstrategien besteht in den beschriebenen Anforderungen an die Auswahl von Materialien und deren Wiederverwertbarkeit für die industrielle Produktion. Dafür braucht es Materialien, die generell gesundheits- und umweltneutral oder sogar -fördernd sind und dauerhaft natürliche oder technische Kreisläufe am Laufen halten, also als „Nährstoffe“ für solche Prozesse dienen. Dies kann man als positive Materialauswahl bezeichnen. Hierbei ist es wichtig zu definieren, was in einem Produkt enthalten ist. Im Gegensatz dazu stehen die Ansätze, bei denen man darauf achtet, dass ganz bestimmte Stoffe in Produkten nicht enthalten sein sollten. Dabei lässt man außer Acht, dass andere gleichermaßen schädliche Stoffe weiterhin enthalten bleiben.

Materialien und Produkte sind aber nur der erste Schritt in der Umsetzung des Cradle-to-Cradle Ansatzes. Als Nächstes sollten Servicekonzepte etabliert werden, die den Kreislauf der Wirtschaft schließen. Das heißt Unternehmen, die Produkte erschaffen, sollten diese gegebenenfalls auch zurücknehmen, damit die dafür verwendeten Materialien zurück in den Kreislauf geführt werden können. Potenziell braucht es in diesem Fall auch neue Unternehmen, die die „Nährstoffe“, also die Ressourcen und Materialien, wiederverwerten. Dementsprechend wird man in der Cradle-to-Cradle-Vision in der Zukunft als Verbraucher*in keine „eigenen“ Produkte im heutigen Sinne besitzen, sondern es wird Unternehmen geben, die die Produkte als Dienstleistung anbieten. Dabei werden Unternehmen im Besitz der Produkte bleiben und diese in ihrem wirtschaftlichen Interesse langlebiger gestalten. Zum Beispiel stellt BlueMovement schon heute Waschmaschinen inklusive Wartung und Austausch für private Nutzung bereit, wobei die Firma Besitzer der Waschmaschinen bleibt. Nutzer*innen können so ihre Wäsche bequem zu Hause waschen, brauchen sich aber über die Be- und Entsorgung der Waschmaschine keine Gedanken zu machen.

Wie könnte man aber den Cradle-to-Cradle Ansatz in der Realität umsetzen? Ein politisches Beispiel dafür, wie man ein Rahmenwerk mit Maßnahmen zur Umsetzung von Kreislaufwirtschaft gestalten kann, ist der European Green Deal. Einer seiner wichtigsten Bausteine ist der Circular Economy Action Plan der EU, welches den Übergang zur Kreislaufwirtschaft und zum nachhaltigen Konsum auf EU-Ebene zum Ziel setzt. Trotz des bestehenden politischen Rahmenwerks der EU bleibt das Streben zur Nachhaltigkeit in der Wirtschaft leider immer noch oft nur ein Lippenbekenntnis und wird nicht konsequent zu Ende gedacht. Die Umsetzung dieses Rahmenwerks besteht dabei in der Verfolgung des Cradle-to-Cradle-Ansatzes, wofür in den letzten Jahren auch einige praktische Möglichkeiten geschaffen wurden. Es gibt zum Beispiel bereits seit 2010 die Möglichkeit, Produkte nach C2C zertifizieren zu lassen. Beispiele sind u. a. Kunststoffe für Trinkflaschen, die beim Abrieb biologisch abbaubar sind. Ein weiteres Beispiel sind biobasierte Kunststoffe, die aus Landwirtschaftsabfällen entstehen und im Hausmüll entsorgt werden können. Mehr über den Cradle-to-Cradle-Ansatz erfahren Sie bei Frau Isabel Gomez von C2C NGO: info@c2c.org.

 

Aktuelle Situation der Kreislaufwirtschaft aus Sicht von C2C Anbietern

In der aktuellen Beratungspraxis werden die Erstkontakte zwischen Unternehmen und C2C-Anbietern normalerweise von der Seite der Unternehmen initiiert. Danach werden gemeinsam kleine Anwendungsbeispiele im Bereich Nachhaltigkeit erarbeitet, die man zwischen Forschung und Entwicklung einordnen kann. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass der Haupttreiber für viele kleine Unternehmen immer noch die Kosten sind. Daraus ergibt sich die Anforderung, durch die Beschäftigung mit dem Thema Geld sparen zu können. In der Beratungspraxis sollte dieser Aspekt daher im Vordergrund stehen. Weiterhin müssen mögliche Hürden, sich mit dem Thema zu beschäftigen, abgebaut werden, wobei ein Vorgehen in kleinen Schritten helfen kann. Im Gegensatz dazu denken mittelständische Unternehmen oft langfristiger, sodass die Beratung zu den Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gleich mit größeren Schritten beginnen kann.

Für digitale Produkte gilt, dass das Wissen und die Denkweise, die man bei der Arbeit mit analogen Produkten entwickelt, prinzipiell auch auf die Arbeit mit digitalen Produkten übertragen werden kann. In manchen Fällen führen geänderte Geschäftsmodelle eher zum Erfolg als die Digitalisierung an sich. Beispielsweise führt der Verkauf von Personenkilometern eher zur Entscheidung für die Anschaffung von anderen Fahrzeugen als der Verkauf von Autos an eine Person ohne Überlegungen darüber, was nach dem Verkauf mit dem Auto passiert. Deswegen sind auch teilweise unterschiedliche Herangehensweisen in diesen beiden Fällen erforderlich.

Zurzeit ist auch eine weitere Frage relevant, wenn man nachhaltige Produktgestaltung und Konsum fördern will: Es ist nicht klar, woher die Unternehmen und Verbraucher das Wissen über die Materialien in den Produkten nehmen sollen. Diese Informationen sollten möglichst öffentlich gemacht werden. Öffentliche Register könnten die Materialien ausführlich beschreiben und viele unterschiedliche Informationen zur Verfügung stellen. Ein derartiges, umfangreiches Register könnte helfen, bei der Ermittlung von Kosten und Nutzen bestimmter Produkte viele unterschiedliche Parameter zusammenzutragen, darunter auch solche, die Umweltkosten mit einpreisen.

 

Circular Experience Design

Beim Circular-Experience Design geht es weniger um das Design der Produkte, bei dem der Großteil der Wertschöpfung bereits stattfindet. Vielmehr stehen die letzten 20% der Wertschöpfung bei der Nutzung der Produkte im Fokus der Betrachtung. Wenn man das am Beispiel eines Smartphones illustriert, sollte man dessen regelmäßiges Update und längere Nutzung anstreben, da dies einen Nutzen von 200€ entspricht, wohingegen das Recycling eines Smartphones nur 2 Euro Materialwert bringt. Das heißt, die längerfristige Nutzung von Produkten hilft deutlich, Ausgaben und Ressourcenverbrauch zu senken. Der Wechsel vom Besitz von Produkten hin zu ihrer Nutzung im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft unterstützt ihre längerfristige Nutzung. Dafür gibt es bereits viele Beispiele wie der Fahrradservice Swapfiets, Strohhalme aus Glas oder Metall, etc. Ein gutes Beispiel dafür, wie man ein Produkt zu einem Dienst machen kann, ist die Waschmaschine. Hier gibt es z. B. einerseits Premium Produkte, die vermutlich länger halten und gut reparierbar sind und andererseits Möglichkeiten, nur den Service des Waschens in Anspruch zu nehmen, z. B. wenn man Waschsalons nutzt oder man seine Wäsche in die Reinigung gibt. Beide Beispiele enthalten Merkmale des Übergangs von Produkt- zur Servicefokussierung.

Unternehmen können sich mittels EcoDesign Sprints, also mehrwöchigen Trainings zu den Themen Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit, darüber informieren, wie man von der Produktfokussierung zur Nutzungs- bzw. Servicefokussierung kommt. Dadurch kann man als kleines oder mittelständisches Unternehmen Methoden erlernen, mit denen man nachhaltige Produkte und Services entwickeln kann. In einem EcoDesign Sprint wird zunächst das Business-Modell des Unternehmens aufgearbeitet, damit die Erarbeitung von individuellen Verbesserungsvorschlägen möglich ist. Daran anschließend wird ein Audit durchgeführt, um festzustellen, welche Mitarbeitende den Ideen des EcoDesign Sprints aufgeschlossen sind und wer ggf. noch skeptisch ist. Beide Gruppen sollten in den Sprint mit einbezogen werden. Nun helfen die klassischen Werkzeuge des User Experience Designs wie bspw. Personas dabei, festzulegen, für welche Gruppen von Nutzenden Änderungen eingeführt werden können. Im Rahmen der Erstellung von Personas spielen die Themen Zirkularität und Kreislaufwirtschaft oft noch keine Rolle. Hier gilt es, die Relevanz der Themen für die jeweilige Persona darzustellen. Dabei müssen Grundsätze und Zirkularität Antworten auf die Bedürfnisse sein, die in der Persona abgebildet sind. Diesbezüglich können Ideation und Priorisierung hinsichtlich der Höhe des Impacts und Einfachheit der Umsetzung helfen, unterschiedliche Wege der Umsetzung miteinander zu vergleichen. Bei der Umsetzung der erarbeiteten Verbesserungen muss beachtet werden, dass es immer um Bedürfnisse der Kunden und deren Erfüllung geht, aber weniger um die Kreislaufwirtschaft an sich.

Mittlerweile werden erste Circular Experience Libraries mit UX-Design Mustern für Kreislaufwirtschaft aufgebaut und kostenfrei zur Verfügung gestellt. Damit kann man spezifisch die User Experience der Produkte gestalten und verbessern, die nach den Kriterien der Kreislaufwirtschaft entwickelt werden. Weitere Informationen zum Thema finden sich auch beim Internationalen Design Zentrum Berlin.

 

Chancen und Herausforderungen für Unternehmen

Für Unternehmen, die sich nachhaltiger im Sinne der Kreislaufwirtschaft aufstellen wollen, gibt es unterschiedliche Unterstützungsangebote. Beispielsweise listet der VDI aktuelle Förderprogramme auf, die Unternehmen helfen, erste Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft zu gehen: www.digiress.de. Weiterhin können mit Universitäten und Hochschulen konkrete Forschungsprojekte bearbeitet werden. Auf einer übergeordneten Ebene stellen die Forschungsergebnisse wiederum Grundlagen für Empfehlungen an die Politik und Gesellschaft dar. Das Thema Kreislaufwirtschaft ist in den letzten Jahren wichtiger für die Wirtschaft und die Gesellschaft geworden. Universitäten sind gute Schnittstellen, um Wissen aus unterschiedlichen Bereichen zu sammeln und für alle aufzubereiten. So helfen mehr Bildung und eine Aufklärung der Gesellschaft zu den Themen Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit, die Menschen stärker für dieses Thema zu sensibilisieren. Denn wenn Nachhaltigkeit als wichtiger Aspekt von Produkten in der Gesellschaft verankert ist, kann es auch als Verkaufsargument sichtbarer gemacht werden. Damit würde dieses Thema zum Antrieb des Wandels für weitere Unternehmen und Personen werden.

Damit dies gelingen kann, muss die aktuell noch fehlende Kompetenz der Mitarbeitenden in Unternehmen über (Aus-)Bildung angegangen werden. Sie stellt aktuell eine der größeren Hürden auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft dar. Finanzielle Belange sind insbesondere für langfristig denkende Unternehmen oft kein relevantes Problem. Schwieriger ist eher die Tatsache, dass mittelständische Unternehmen, die oft Zulieferer für größere Unternehmen sind, die Nachhaltigkeit des Gesamtprodukts nicht stark beeinflussen können. Oft liefern sie nur kleine Einzelteile. Unter solchen Bedingungen entstehen oft Zweifel im Unternehmen, ob man auf die für einen vollständigen Cradle-to-Cradle-Ansatz benötigten relevanten Daten überhaupt Zugriff hat. Darüber hinaus sind aktuelle gesetzliche Richtlinien und Anforderungen für Sekundärstoffe oft noch höher als für Primärstoffe, z. B. in der Bauwirtschaft. Ebenso können noch keine gesicherten Rohstoff-Mengen von Produzenten zugesagt werden, weil die Bereitstellung von Sekundärstoffen aufgrund des recht unregelmäßigen Eintreffens noch nicht so gut planbar sind. Zurzeit befinden sich allerdings Gesetzesvorlagen in Ausarbeitung, die Unternehmen verpflichten, Sekundärstoffe zu ermöglichen oder C2C-Projekte umzusetzen. Dem kommen kleine und mittlere sowie große Unternehmen schon nach. Selbst die zuletzt genannten Großunternehmen streben bereits Änderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit an, obwohl sie nicht im gleichen Maße auf das Thema fokussiert und flexibel sind wie der Mittelstand.

 


31.05.22

Kontakt

Prof. Dr. Stefan Brandenburg
  • Wilhelm-Raabe-Straße 43
  • 09120 Chemnitz

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Das Mittelstand-Digital Netzwerk bietet mit den Mittelstand-Digital Zentren und der Initiative IT-Sicherheit in der Wirtschaft umfassende Unterstützung bei der Digitalisierung. Kleine und mittlere Unternehmen profitieren von konkreten Praxisbeispielen und passgenauen, anbieterneutralen Angeboten zur Qualifikation und IT-Sicherheit. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ermöglicht die kostenfreie Nutzung der Angebote von Mittelstand-Digital. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de.