1
2
3
4
5
6

 

"47 % der CEOs wollen UX als Wettbewerbsvorteil nutzen, aber nur 15 % verfolgen einen konsistenten Designprozess." (Quelle: Forrester, Studie mit 237 Unternehmen)

Letzteres ist ein Grund dafür, warum richtig gutes UX Design heute oft noch nicht gelingt. Ein weiterer Grund ist, dass die Rolle der UX Designer häufig noch missverstanden wird. Im UX Design geht es nicht darum, Produkte 'schön zu machen' oder die Tätigkeit mit der von Grafikdesignern im Marketing gleichzusetzen.

UX ist ein Prozess, bei dem die Bedürfnisse der Nutzer ins Zentrum der Design- und Entwicklungs-Entscheidungen rücken.

Die Aufgabe von UX Designern besteht darin ein tiefes Verständnis für Nutzer und ihre Nöte und Wünsche zu entwickeln und diese Erkenntnisse samt neuer Lösungsansätze in die Management-, Produkt- und Entwicklungsebene zu tragen. Mit dem Ziel, ein Produkt zu entwickeln, dass User begeistert, überzeugt und bindet.

Bei diesem Outside-in-Design-Ansatz orientieren sich die Lösungen am tatsächlichen Nutzer-Verhalten. Die Erkenntnisse über die Nutzer werden von außen ins Unternehmen getragen und nicht innerhalb des Unternehmens vermutet oder erdacht.

 

UX Design, das diesem Ansatz folgt, sorgt dafür, dass Unternehmen

  • lernen wie Kunden/Nutzer zu denken
  • Entscheidungen treffen, die auf Empathie beruhen – auf realem Nutzer-Verhalten
  • Nutzer-Bedürfnisse in die Produkt-Entwicklung bringen
  • Anstrengungen in Teilbereichen wie Sales, Support & Training reduzieren können
  • Entwicklungszyklen beschleunigen und kostengünstiger gestalten können
  • weniger Aufwand in Nachbearbeitung stecken müssen

Doch es braucht Raum für die Arbeit von UX Designern, Mitspracherecht und ein gemeinsames Wirken aller Beteiligten – eine UX Kultur, die idealerweise vom gesamten Unternehmen getragen wird.

 

7 Tipps, wie Unternehmen UX Design erfolgreich etablieren können:

  

1. Zusammenarbeit und ein UX Verständnis fördern

Gutes UX Design entsteht vor allem in enger Zusammenarbeit von Management, Produkt-, Entwickler- und UX-Team. Doch viele Kollegen wissen nicht genau, was UX Designer tun und warum sie tun, was sie tun. Das Teilen von Erkenntnissen und Arbeiten der UX Designer mit Stakeholdern und Mitarbeitern fördert das Verständnis und gleichzeitig hilft es wertvolle Ideen und Meinungen einzufangen.

Zusammenarbeit und Sharing sorgt dafür,

  • dass Stakeholder und Mitarbeiter einbezogen sind und sich gegenseitig inspirieren können,
  • Lösungen entwickelt werden, bei denen sämtliche Aspekte berücksichtigt sind,
  • neue Ideen und Lösungsansätze eingebracht werden,
  • sich keiner ausgeschlossen fühlt und
  • das Verständnis für die Nutzer bei allen Mitarbeitern gefördert wird.

2. Regelmäßigen Kontakt zu Nutzern ermöglichen

UX Designern ist es nur möglich Empathie für die Verhaltensweisen, Probleme, Ziele und Wünsche von Nutzern zu entwickeln, wenn sie Kontakt zu realen* Usern haben und anhand verschiedener Research-Techniken und -Methoden** entsprechende Daten sammeln können. Das ermöglicht ihnen als „Übersetzer und Fürsprecher der Nutzer“ wertvolle Insights in die Produkt-Entwicklung einzubringen, die maßgeblich zum Erfolg beitragen.

* Manchmal ist es nicht möglich Kontakt zu realen Nutzern herzustellen. In dem Fall sollten Personen recruitet werden, die den realen Nutzern möglichst ähnlich sind. Das UX Team kann hierzu verschiedene Recruiting-Möglichkeiten erarbeiten.

** Research-Techniken und -Methoden aus dem Marketing helfen nicht bei der Entwicklung einer guter UX. Im Marketing werden Meinungen beeinflusst, der Verkauf steht im Mittelpunkt. Im Usability-Research liegt der Fokus darauf, tatsächliche Verhaltensweisen aufzudecken, um passende Lösungen zu erarbeiten. Das erfordert ganz unterschiedliche Vorgehensweisen.


 

3. Einen Design-Prozess etablieren

Es braucht einen Design-Prozess, in den alle Stakeholder involviert sind. Wie der Prozess idealerweise aussieht und welche Schritte er im Einzelnen umfasst, ist vom Unternehmen abhängig und sollte individuell gestaltet werden. 

So kann ein Design-Prozess beispielsweise aussehen: 

  • Businessanforderungen werden definiert (Produktanforderungen, Rollen/ Teams, Timing…)
  • Research-Maßnahmen starten und Erkenntnisse werden ausgewertet
  • Ideen und Wireframe entstehen (kollaborativ, Entwickler prüfen Machbarkeit, Stakeholder geben Feedback)
  • Designs werden entwickelt (Prototypen und Texte) 
  • Designs und Texte werden überarbeitet (Usability-Check)
  • Entwicklung startet (Designs gehen in die Entwicklung und werden ggf. noch angepasst)
  • Qualitätssicherung & Tests (Bugs & Usability) erfolgen
  • Produkt wird optimiert und ausgeliefert
  • Retrospektive: Best practices werden dokumentiert


Der entwickelte Design-Prozess sollte regelmäßig auf Wirksamkeit und Schwachstellen überprüft und entsprechend aktualisiert werden.

4. Stetes Validieren und Testen fördern

Das Validieren von Ideen, Prototypen und das Testen der Usability sollte regelmäßig auf der Agenda eines UX Designers stehen. Usability-Tests liefern wertvolle KPI's und Erkenntnisse darüber, wie Nutzer wirklich mit dem Produkt interagieren, wo noch Barrieren und Optimierungsmöglichkeiten bestehen.

Frühes Testen hilft Ressourcen und deutlich höhere Kosten in späteren Entwicklungs-Phasen einzusparen.

Auch quantitative Daten (Umfragen, Analysen, Statistiken) unterstützen bei der Optimierung und ermöglichen den Return on Investment zu überprüfen.

5. UX Designer in agile Prozesse einbeziehen

UX Designer sind besonders effektiv, wenn sie kollaborativ arbeiten. Idealerweise werden sie in agile Prozesse eingebunden, so werden frühzeitig die Nutzerbedürfnisse in die Entwicklung eingebracht. Schnell funktionierenden Code zu liefern, bedeutet auch zu wissen, was die Nutzer wollen und brauchen. UX Designer helfen Prioritäten zu setzen, wenn sie einbezogen werden und ein Mitspracherecht haben.

So kann UX in agile Prozesse eingebunden werden:

  • Feldstudien/Research vor dem ersten Sprint 
  • Validierung der Produktanforderungen 
  • Unterstützung der Produktverantwortlichen bei MVP-Entscheidungen
  • Kollaboratives Entwickeln von Lösungsansätzen (bei Bedarf schnelle Workarounds)
  • Feedback-Runden
  • User-Tests als fester Bestandteil (mind. 1x monatl.)


Bei einem gut aufgestellten und organisierten UX-Team sind auch schnelle Design-Sprints innerhalb einer Woche möglich. Buchempfehlung: „Sprint“ von Jake Knapp.

6. UX Rollen berücksichtigen

Der Tätigkeitsbereich von UX Designern ist ein breites Feld und UX Designer haben unterschiedliche Schwerpunkte, die je nach Unternehmensgröße unterschiedlich stark besetzt sind. Wichtig ist zu verstehen, dass die UX Rollen ihre Berechtigung haben, da sie unterschiedliche Fähigkeiten und Leistungen erfordern. Ein einzelner Designer kann das kaum abdecken:

  • UX Management / UX Teamlead
  • UX Researcher – Fokussiert auf die Business- und Nutzerbedürfnisse & -ziele
  • UX Architect – Entwickelt die Informations-Architektur & Interaktions-Konzepte
  • UX Designer – Allrounder / Generalist
  • Produkt Designer – Spezialisiert auf Produkte
  • UX Writer – Copywriter mit Fokus auf das Nutzererlebnis
  • UX Engineers/Unicorn – UX Designer & Frontend-Entwickler
  • UI Designer – Gestaltet das Interface & Interaktions-Elemente
  • Visual Designer – Spezialisiert auf die Gestaltung der Umgebung

7. Ein ausreichendes Budget für UX zur Verfügung stellen

Für gute UX Designer, Research-Aktivitäten, Usability-Tests, Workshops, Weiterbildung, etc., braucht es ein gewisses Budget. UX ist als separater Schwerpunkt zu verstehen, wie beispielsweise der Support. Als Richtlinie gilt 12-15% des Entwicklungsbudgets pro Projekt (Quelle: Infographic). Dieses Budget ist als Teil des ROI von UX untersucht worden.

 

----

Erfolgreiches UX Design ist maßgeblich davon abhängig, wie das Thema User Experience im Unternehmen verstanden und gelebt wird. Es reicht nicht aus, diese Aufgabe an eine Rolle oder Abteilung zu übertragen. Es braucht ein unternehmensweites Verständnis für Bedeutung und Entwicklung einer guten UX. Die genannten Tipps helfen, erste Schritte in diese Richtung zu unternehmen.

 

Quellen: Interaction Design Foundation, Frank Spiller, Infographic, Forrester

Bilder: Leon, Windows, UX Indonesia, Christina @ wocintechchat.com, Christian Dubovan on Unsplash

---

Über die Autorin

Su Wiemer

UX Designerin > https://makeusershappy.de

Su Wiemer unterstützt als Freelancerin Unternehmen bei der Entwicklung von smarten Produkten, die Menschen erreichen und begeistern. Ihr Schwerpunkt liegt in der Analyse und Definition von Nutzer-Bedürfnissen und Business-Anforderungen mit anschließender Konzeption der Informations-Architektur und der Interaktions- und Design-Systeme. In ihrem Blog veröffentlicht sie Artikel zu den Themen UX/UI & Webdesign: https://makeusershappy.de/blog

 
1
2
3
4
5
6
 
Das Mittelstand-Digital Netzwerk bietet mit den Mittelstand-Digital Zentren und der Initiative IT-Sicherheit in der Wirtschaft umfassende Unterstützung bei der Digitalisierung. Kleine und mittlere Unternehmen profitieren von konkreten Praxisbeispielen und passgenauen, anbieterneutralen Angeboten zur Qualifikation und IT-Sicherheit. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ermöglicht die kostenfreie Nutzung der Angebote von Mittelstand-Digital. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de.