1
2
3
4
5
6

Im Rahmen der Arbeit zu "Positive Zukunft der Arbeit" in der Region Süd wurde untersucht, wie bei der kreativen und digitalen Zusammenarbeit positive Erlebnisse geschaffen werden können. Dafür ist eine qualitative Studie in Form von Interviews durchgeführt worden. Aus den Ergebnissen wurden Handlungsempfehlungen entwickelt, die für die Gestaltung einer positiven Zusammenarbeit eingesetzt werden können.

Fragestellung
Homeoffice und Online-Meetings bestimmten den Arbeitsalltag der letzten Jahre. Dadurch verändert sich die Zusammenarbeit und stellt uns vor neue Herausforderungen wie z. B. die Kommunikation oder Organisation im Team. Im Rahmen der Arbeit zum Thema "Positive Zukunft der Arbeit" lag der Fokus eines Projekts auf dem Schaffen von positiven Erlebnissen bei der Zusammenarbeit im kreativen Bereich. Dieses Thema ist hier besonders relevant, da der Ideenaustausch zwischen Personen die Kreativität und Innovation fördert. Darauf basierend wurde die Fragestellung "Wie können während der kreativen und digitalen Zusammenarbeit in einem Team positive Erlebnisse gestaltet werden?“ formuliert.

Studiendesign
Das Ziel der Studie war es, die subjektive Sichtweise der Teilnehmenden bezüglich einer positiven Zusammenarbeit zu verstehen. Des Weiteren sollten Ideen gesammelt werden, wie positive Erlebnisse bei der kreativen Zusammenarbeit im digitalen Raum geschaffen werden können. Um die Teilnehmenden dabei zu unterstützen, möglichst konkrete Ideen zu entwickeln, wurde Stimulusmaterial zur Inspiration erstellt. Dieses zeigt ein Szenario für ein mögliches Konzept für positive Zusammenarbeit. Damit die Teilnehmenden mit den Inhalten interagieren und eigene Ideen hinzufügen konnten, wurde das Online-Kollaborationstool „Conceptboard“ genutzt.

Für eine möglichst tiefgehende Befragung wurden online halbstrukturierte Einzelinterviews durchgeführt. Bei dieser Art von Interviews werden vorher Fragen vorbereitet, deren genauer Wortlaut und Reihenfolge nicht verbindlich sind. Die Interviews waren folgendermaßen aufgebaut:

  1. Zuerst wurde ein Erlebnisinterview durchgeführt, um die Teilnehmenden in eine positive Denkweise zu lenken und sie an die Befragung mittels der Laddering-Methode nach Reynolds und Gutman (2001) zu gewöhnen. Diese Fragetechnik beinhaltet das wiederholte Fragen nach dem „Warum“. Somit kann ermittelt werden, welche Wirkung und persönliche Bedeutung die Erlebnisse auf die befragten Personen haben.
  2. Außerdem wurde eine abgewandelte Form der Valenzmethode verwendet, bei welcher die Teilnehmenden Textpassagen im Szenario markierten, die ein positives Gefühl auslösten. Die Markierungen wurden danach ebenfalls mithilfe der Laddering-Methode erläutert.
  3. In der letzten Phase der Befragung sollten die Teilnehmenden ein Brainstorming selbstständig durchführen. Die Ideen sollten hierbei über das Stimulusmaterial hinausgehen, um neue Ansätze zur positiven Zusammenarbeit zu finden.

Ergebnisse
Insgesamt wurden acht Teilnehmende aus dem kreativen Bereich (u. a. UX-Design, Animation) befragt. Die Erkenntnisse aus den Interviews ermöglichten die differenzierte Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen. Ziel dieser ist es, Impulse zur Gestaltung einer positiven Zusammenarbeit der Zukunft zu geben. Die Handlungsempfehlungen beziehen sich auf das Bedürfnismodell nach Desmet und Fokkinga (2020), da erst durch das Potenzial der Bedürfniserfüllung positive Erlebnisse begünstigt werden können (Hassenzahl, 2008). Ein Hilfsmittel zur Gestaltung für positive UX sind die Erlebniskategorien. Diese bilden oftmals das Fundament des theoretischen Hintergrunds. Sie dienen zur weiterführenden Inspiration und werden mit den vorliegenden Handlungsempfehlungen in Verbindung gebracht, um Ähnlichkeiten zu identifizieren. Folgende Handlungsempfehlungen sind formuliert worden:

  • Teamzugehörigkeit visualisieren
  • Rituale schaffen
  • Gemeinsam Spaß haben
  • Gemeinsames Vorankommen visualisieren
  • Auf gemeinsam Geschafftes zurückblicken
  • Abwechslung schaffen
  • Inspiration bieten
  • Sichere Arbeitsatmosphäre schaffen

Jede Empfehlung umfasst eine kurze Beschreibung, die zugrunde liegenden Bedürfnisse und den theoretischen Hintergrund. Daraufhin wird beschrieben wie sich die Umsetzung der Handlungsempfehlung auf die Zusammenarbeit auswirken kann. Zudem werden Must-Haves (Aspekte, die bei der Gestaltung auf jeden Fall berücksichtigt werden sollen) für die Gestaltung aufgezeigt und konkrete Beispiele genannt. Bei Interessen an den Handlungsempfehlungen kontaktieren Sie uns gerne (Kontakt siehe unten).

Diskussion
In die Handlungsempfehlungen wurden verschiedene Funktionen aus dem Szenario aufgenommen, die positive Erlebnisse bei der kreativen Zusammenarbeit schaffen können. Beispielsweise wurde ein virtueller Handcheck konzipiert, welcher laut den Teilnehmenden das Teamgefühl stärken kann. Allerdings gab es zu manchen Funktionen auch teils negative Aussagen seitens der Teilnehmenden. Diese bezogen sich meist nur auf oberflächliche Faktoren, wie die visuelle Darstellung. Durch die tiefergehenden Interviews stellte sich heraus, dass die Idee dahinter positiv empfunden und somit nicht verworfen wurde. Vielmehr wurde mit der Laddering-Methode dahinter liegende Ursachen in Erfahrung gebracht und in die Empfehlungen aufgenommen.

Des Weiteren können sich positive Erlebnisse in bestimmten Fällen auch zu negativen Erlebnissen entwickeln. Beispielsweise kann das Visualisieren eines Fortschrittsbalkens bei einem schleppenden Vorankommen negativ aufgefasst werden. Die abgeleiteten Handlungsempfehlungen sind ein erster Ansatz, um zukünftige Zusammenarbeit positiv zu gestalten. Allerdings muss in einem nächsten Schritt in einer Studie die Wirkung der Handlungsempfehlungen in einem repräsentativen Umfeld getestet werden. Außerdem wurden im Interview Themenfelder angesprochen, zu denen jedoch zu wenig Informationen vorliegen, als dass sie als Empfehlung aufgenommen werden konnten. Bei einer weiterführenden Untersuchung könnte daher an die folgenden Punkte angeknüpft werden:

  • Digitale Räume, welche abhängig von individuellen Bedürfnissen personalisiert werden und die kreative Zusammenarbeit unterstützen können.
  • Visualisierung der Präsenz anderer Mitglieder, um sich diesen näher zu fühlen. Zudem könnten immersive Technologien genutzt werden, um Gesten und Mimik zu vermitteln und die Kommunikation natürlicher zu gestalten.
  • Unterstützung introvertierter Mitglieder, um ihre Beteiligung im Team zu erhöhen. Daher könnten Konzepte gefunden werden, die gleichermaßen introvertierte wie extravertierte Personen mit einbeziehen. Der kreative Austausch im Team kann so durch die größere Vielfalt an Perspektiven und Ideen profitieren. Sollten Sie Interesse daran haben einen Blick in die abgeleiteten Handlungsempfehlungen zu werfen, melden Sie sich gerne bei uns und wir lassen Ihnen diese zukommen.

AutorInnen
Helene Schied, Jenny Kabbeck, Milena Velić, Denise Appel, Philip Zettner


Literatur
Burmester, M., Mast, M., Jäger, K., & Homans, H. (2010). Valence Method for Formative Evaluation of User Experience. In Proceedings of the 8th ACM Conference on Designing Interactive Systems (pp. 364–367). New York, NY, USA: Association for Computing

Desmet, P., & Fokkinga, S. (2020). Beyond Maslow’s Pyramid: Introducing a Typology of Thirteen Fundamental Needs for Human-Centered Design. Multimodal Technologies and Interaction, 4(3), 38. https://doi.org/10.3390/mti4030038

Hassenzahl, M. (2008). User experience (UX) towards an experiential perspective on product quality. Proceedings of the 20th Conference on l'Interaction Homme-Machine, 11−15. https://doi.org/10.1145/1512714.1512717

Reynolds, T. J., & Gutman, J. (2001). Laddering theory, method, analysis, and interpretation. In T. J. Reynolds, & J. C. Olson (Hrsg.), Understanding consumer decision making: The means-end approach to marketing and advertising strategy (S. 25–62). Lawrence Erlbaum Associates Publishers. http://thomasjreynolds.com/pdf/Reynolds.Laddering.Theory.Method.Analysis.pdf

Zeiner, K. M., Laib, M., Schippert, K. & Burmester, M., (2016). Das Erlebnisinterview – Methode zum Verständnis positiver Erlebnisse: Praktische Einführung und Diskussion von Implikationen zur UX-Gestaltungspraxis. In: Hess, S. & Fischer, H. (Hrsg.), UP 2016. Aachen:  Gesellschaft für Informatik e.V. und die German UPA e.V. DOI: 10.18420/muc2016-up-0144


18.10.21

1
2
3
4
5
6
 
Das Mittelstand-Digital Netzwerk bietet mit den Mittelstand-Digital Zentren und der Initiative IT-Sicherheit in der Wirtschaft umfassende Unterstützung bei der Digitalisierung. Kleine und mittlere Unternehmen profitieren von konkreten Praxisbeispielen und passgenauen, anbieterneutralen Angeboten zur Qualifikation und IT-Sicherheit. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ermöglicht die kostenfreie Nutzung der Angebote von Mittelstand-Digital. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de.