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Teil 4 unserer Interview-Reihe, in der sich Usability-Unternehmen und ihre Macher vorstellen. Im Rampenlicht dieses Mal: lemisoft aus München.

UIG: Wer sind Sie und was machen Sie?

Andreas Lehmann: Unter dem Label "lemisoft" biete ich kleinen und mittelständischen Unternehmen Dienstleistungen in den Bereichen Usability und User Experience Design, User Interface Design und Programmierung von User Interface Komponenten an.

UIG: Wie kam es zu der Idee, eine eigene Usability-Agentur zu gründen?

Lehmann: Vor fast zehn Jahren bekam ich von einem Unternehmen das Angebot freiberuflich die Konzeption und Realisierung des User Interfaces eines neuen Produktes zu übernehmen. Da ich aus der Festanstellung langjährige Erfahrung in dem Bereich hatte und es ein langfristiges Projekt war wagte ich den Schritt in die Selbstständigkeit. Ein Schritt, den ich nie bereut habe.
 
UIG: Wie hat sich Ihr Unternehmen entwickelt? Was waren wichtige Schritte?

Lehmann: Das Unternehmen "lemisoft" hat sich gut im Markt für kleine und mittelständische Kunden etabliert. Es war eine bewusste und wichtige Entscheidung den Schwerpunkt auf die Bereiche Healthcare, Biotechnologie und Medizintechnik zu legen. Was nicht heißt, dass ich Projekte aus anderen spannenden Branchen grundsätzlich ablehne...
 
UIG: Was macht kleine Unternehmen als Zielgruppe besonders? Wie muss man auf sie eingehen?
 
Lehmann: Kleine Unternehmen sind sehr häufig inhabergeführt. Meistens sind sie daraus entstanden, dass jemand aus dem technischen Bereich eine gute Idee hatte und gegründet hat. In Bezug auf User Experience ist es daher manchmal schwierig, revolutionäre Ideen durchzusetzen. Gefragt sind eher inkrementelle Verbesserungen. Hinzu kommt, dass das Budget kleiner Unternehmen üblicherweise überschaubar ist. Das führt dazu, eher pragmatische Ansätze einzusetzen.
 
UIG: Woher kommt die Motivation der KMU, in Usability zu investieren? Von den Firmen selbst oder durch Problemdruck von außen?
 
Lehmann: Es gibt beides. Auslöser ist sehr oft das Feedback von Kunden des KMU, d.h. Kunden beschweren sich über die Bedienung einer Software. KMU sind meist so sehr mit dem Tagesgeschäft beschäftigt, dass Usability schnell auf die berühmte Liste der "Dinge, die wir mal machen, wenn wir Zeit haben" kommt. Wenn ein gewisser Druck vom Kunden besteht, ist die Bereitschaft, selbst zu investieren, sicher größer. Dennoch merkt man, dass das Bewusstsein für Usability generell reift und langsam aber sicher auch bei den KMU ankommt.

UIG: Haben Sie Tipps für Gründer im Usabilty-Bereich? Was hätten Sie anders gemacht?
 
Lehmann: Pflegen Sie Ihr Netzwerk! Nicht mit dem Druck möglichst viele Projekte zu akquirieren, sondern aus Freunde an spannenden Menschen. Der Rest ergibt sich von alleine. Gerade in "heißen" Projektphasen ist dieser Punkte leider bei mir gerne einmal zu kurz gekommen. Darüber hinaus: Schauen Sie über den Tellerrand!
 
UIG: Mit wem tauschen Sie sich aus?
 
Lehmann: Einerseits mit Firmen, die aus dem klassischen Designbereich wie z.B. Print kommen. Andererseits mit Firmen aus dem Software-Entwicklungsbereich, die ich bei der Gestaltung von Oberflächen unterstütze. Gerade als Usability Engineer hat man mit vielen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen zu tun, von denen man viel lernen kann. Service-Design-Agenturen und Marketing-Agenturen fallen hierunter, aber auch Kreativagenturen, Webdesigner usw. Wichtig ist der persönliche, regionale Kontakt. In dieser Hinsicht können die guten alten IHKs durchaus hilfreich sein.
 
UIG: Wo sehen Sie die nächste große Herausforderung beim Thema Usability?
 
Lehmann: Einzelne Komponenten und Geräte, die in Arbeitsprozessen benötigt werden, sind für sich gesehen in Sachen Usability oft schon recht weit. Die ganz große Baustelle ist meiner Meinung nach die geräteübergreifende Usability, also dass verschiedene Geräte von verschiedenen Herstellern aufeinander abgestimmt werden. Hier sind innerhalb von Arbeitsprozessen zum Teil Medienbrüche vorzufinden, die einem regelrecht die Nackenhaare aufstellen. Besonders bei der Medizintechnik ist dies sehr ausgeprägt, weil es sehr viele spezifische Hersteller gibt – aber eigentlich trifft es noch überall zu. Zur Lösung dieses Problems müssen Service Design, Usability und User Experience sehr eng ineinander greifen…
 
UIG:  Wenn Sie nicht gegründet hätten, was würden Sie heute tun?

Lehmann: Vermutlich wäre ich auch im Bereich Usability und User Experience Design gelandet – dann eben in Festanstellung.
 
UIG: Mit wem würden Sie gerne einmal einen Kaffee trinken?
 
Lehmann: Mit allen spannenden Leuten, die in meinem Leben sind und noch in mein Leben treten werden. 

22.04.14

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