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Readability, zu deutsch Lesbarkeit, ist das wesentliche Kriterium, das ein Text erfüllen muss, damit wir ihn gerne lesen. Damit wir ihn überhaupt lesen. Aber was macht einen Text "readable", also unter Usability-Gesichtspunkten besonders wertvoll? Die Antwort auf diese Frage ist gar nich so leicht. Vor allem dank widersprüchlicher Meinungen von Typographen und anderen, die sich hauptberuflich mit Wort und Schrift beschäftigen. Glücklicherweise findet die Riege der Schreiber, ambitionierten Webdesigner und Usabilityexperten aber auch immer öfter wissenschaftliche Studien zum Thema. Da erfährt man zum Beispiel ob die meisten Leute Verdana besser finden als Times New Roman, Schriftgröße 11,5 fürs Auge angenehmer ist als 12 und welche Rolle der Zeilenabstand fürs Lesevergnügen spielt. Und dann gibt es natürlich auch noch die Praktischdenker, die uns einfach nur das Lesen im Netz erleichtern wollen. und diejenigen, die auf eBooks schwören. Eine Zusammenfassung.

Readability in der Wissenschaft

Uesnr Grihen hat vrelbffünede Fhiägeiketn. Owobhl die Bcuhabsten in deiesn Wrtören vaureschtt snid, kenönen wir sie pbrolmeols lseen und vrestheen. Solange der jeweils erste und letzte Buchstabe eines Wortes an der richtigen Stelle steht, kann unser Gehirn die Information trotz anderweitig wirrer Buchstabenkombination ohne größere Schwierigkeiten erfassen. Dies haben wir der Tatsache zu verdanken, dass wir nicht jeden Buchstaben eines Wortes einzeln lesen, sondern Wörter im Ganzen wahrnehmen. Der britische Wissenschaftler Graham Rawlinson erforschte dieses Phänomen 1976 als Erster. Aber obwohl unser Gehirn Meister des Sortierens ist und uns auch unter widrigen Umständen Informationen erfassen lässt, spielt Readability eine wichtige Rolle, wenn es darum geht Texte benutzerfreundlich aufzubereiten. Was benutzerfreundlich in diesem Zusammenhang genau bedeutet, darüber wird schon seit längerem kräftig geforscht.

In einer amerikanischen Studie zur Lesbarkeit von Internettexten kam man beispielsweise zu folgendem Ergebnis:

  • Longer line lengths generally facilitate faster reading speeds.
  • Shorter line lengths result in increased comprehension.
  • The optimal number of characters per line is between 45 and 65.
  • Paging through online text generally results in better comprehension than scrolling.
  • Reading speed is faster for both single and multiple columns, but preference is for multiple short columns.
  • Left-justified text is read faster than full-justified text.
Quelle
 
Eine Studie der Fachhochschule Gelsenkirchen stellt fest: Vor allem die Schriftgröße entscheidet über die Lesbarkeit eines Textes. Kleiner als 11 Pixel sollte die Schrift deshalb nicht sein. Unter den 3000 Probanden antworteten auf die Frage welche Schriftart besser zu lesen sei, über 80% mit “Verdana“. “Times“ landete im Ranking nur auf Platz 10.

Mithilfe des s.g. Eyetrackingverfahrens bei dem die Blicke der Testperson beim Lesen verfolgt werden, haben österreichische Forscher außerdem das Leseverhalten bei Printmedien untersucht. Wenig überraschend: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass vor allem Bilder und fette Überschriften das Interesse des Lesers wecken und ihm Orientierung geben. Die Bedeutung von Bildern und Bildtexten als "Entry Points" könne deshalb gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, so die Wissenschaftler.

"Ziel des Printjournalismus muss es sein, für geeignete Eye Catcher für den Scanningprozess zu sorgen, aber vor allem in zweiter Instanz Möglichkeiten (Entry Points) anzubieten, um das Scannen in ein Tiefenlesen zu verwandeln."

Quelle
 
Wissenschaftlich gesehen, so scheint es, ist Readability also eine mehr oder weniger technische Angelegenheit. Da geht es um Zahlen, Größen, Abstände und einfache Psychologie. Und: Viele Webseitenbetreiber oder Herausgeber von Printmedien machen ihre Texte, gewissermaßen intuitiv, "readable". Im Internet ist es aber nicht nur der Text, der uns Schwierigkeiten bereiten kann. Hier lauert die Gefahr eher in der Peripherie.

Lesen im Netz und wie es schöner wird

Lesen im Netz ist mitunter ziemlich anstrengend. Böse Zungen würden behaupten, viele Seitenbetreiber haben ihre wahre Freude daran, ihre Besucher mit schrillen Anzeigen, nervigen Pop-up-Bannern oder lauten Werbejingles von der eigentlichen Tätigkeit abzuhalten: Lesen. Während der User noch damit beschäftigt ist den Schließen-Button eines sich über die ganze Seite erstreckenden Banners ausfindig zu machen, lädt im Hintergrund schon ein Werbefilmchen für Waschmittel. Auffällig unübersichtlich und überladen sind dabei mitunter ausgerechnet die Internetpräsenzen namhafter Zeitungen. Das muss nicht sein, dachten sich die Erfinder von Readability, einer App, die alle ablenkenden Inhalte kurzerhand ausblendet. Was bleibt, ist der Text in Reinform. Ohne Werbefilmchen, blinkende Anzeigen, Google-Kaufempfehlungen und Co.. Das funktioniert sogar auf mobilen Endgeräten. Auch so praktische Apps wie Flipboard, bringen neues Lesevergnügen ins Netz. Das kleine Programm gestaltet aus dem vom User gewählten Inhalt ein hochindividualisiertes Magazin, dass auch News aus sozialen Netzwerken enthält. Den Verlagshäusern dürfte das nicht gefallen, denn die würden mit solch individualisierten, werbefreien Versionen ihrer Online-Artikel gerne dazuverdienen. Wie das aussehen kann, bespricht Oliver Reichenstein in seinem Artikel "Business Class: Freemium for News?".

Das Thema eBooks

Sie sind der lebendiggewordene Alptraum all derjenigen, die Bücher - physische Bücher - lieben. Und sie sind gleichzeitig der beste Freund derer, die wenig Platz und einen Faible für Technik haben. Im Gegensatz zu ihren Gegnern haben letztere nur wenig übrig für romantische Gefühlsduselei über "echte" Bücher. Die Rede ist von den eBooks wie es sie z.B. von amazon gibt. Und auch hier spielt readability eine entscheidende Rolle. Oft ist sie das Argument gegen ein mobiles Bücherregal. Die Annahme: Das eBook lässt sich einfach nicht so gut lesen wie ein normales Buch. Eine aktuelle Studie der Uni Mainz jedoch beweist, eBooks sind besser als ihr Ruf. Die Sprachwissenschaftler stellten fest, dass Probanden beim Lesen mit dem eBook weniger Verarbeitungsschwierigkeiten hatten, als bei einem herkömmlichen Buch. Außerdem zeigt das Gehirn beim Lesen vom mobilen Gerät eine geringere Aktivität. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass das Lesen des eBooks leichter ist, man sich also nicht so anstrengen muss.

Fazit

Wer Texte produziert, kommt an dem Thema Readability nicht vorbei. Bei der Fülle an Meinungen, Tendenzen und teilweise widersprüchlichen wissenschaftlichen Ergebnissen, fällt das allerdings oft schwer. Dabei wissen viele intuitiv was sich gut lesen lässt. Erst wer mit Schriftart und -größe, Satzlänge oder Textaufbau massiv von der Norm abweicht, macht seine Leser wirklich unglücklich:

"Wer richtig schlecht lesbare Typografie konstruieren möchte, hat’s ziemlich schwer im Web. Gut, man kann Schriftgrößen unter 11 Pixel definieren, vielleicht noch Kompress-Zeilenabstände vorgeben – dann geht’s mit der Lesbarkeit schon befriedigend bergab. Darüberhinaus allerdings muss man sich schon tüchtig ins Zeug legen, um es der Leserschaft so richtig schwer zu machen."
 

27.03.12

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