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Das Umsetzungsprojekt Pxio ist im Herbst 2020 nach einigen intensiven Workshop-Einheiten im Verlauf der Monate August und September (zunächst) abgeschlossen worden. Übergeordnetes Ziel der Aktivitäten, die sich in mehreren verteilten Einheiten über den Zeitraum 2019 und 2020 erstreckten, war die aktive Unterstützung des Software-entwickelnden Unternehmens bei der Bestandsaufnahme, Einführung und Etablierung eines UUX-Life-Cycles.

UUX-Life-Cycle ist dabei als ein Vorgehensmodell zu verstehen, das auf der Basis von inhaltlich aufeinander bezogenen Workshops abläuft. Im Kern geht es bei diesen Workshops immer um die Frage, wie Wissen über leichtgewichtige Usability- und User Experience-Methoden ("Lean UUX") in möglichst breite Anwendungspraxis überführt werden kann. Jeder Workshop fokussiert dabei spezifische Themenschwerpunkte und Inhalte: Wie verstehen und spezifizieren Sie die Art und Weise, wie Ihr Produkt genutzt wird (bzw. werden soll)? Welche Möglichkeiten zur Erzeugung von Gestaltungslösungen können Sie wie in Ihrem Unternehmen einsetzen? Wie können Sie Usability-Tests, Inspektionen und Befragungen von Anwenderinnen und Anwendern konzipieren und durchführen? Und wie integrieren Sie diese ganze Arbeit fokussiert und dauerhaft in einer kollaborativen, team-orientierten Arbeitsweise? (Grundlegende Informationen zu unseren Angeboten rund um Workshops zu Schulung und Vernetzung zu Lean UUX finden sich hier.)

Ausgangsbasis des Projekts: Bestandsaufnahme

Genau solche Fragen waren es auch, die die Geschäftsführung des Saarbrücker Startups Pxio reizten, dieses Umsetzungsprojekt mit dem Kompetenzzentrum Usability durchzuführen. Gegründet aus dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken, arbeitet das Pxio-Team rund um Co-Gründer und Geschäftsführer Alexander Löffler daran, rein Software-basiert Pixelquellen mit beliebig vielen, beliebig angeordneten Displays zu verbinden. Eine solche "Neuerfindung des Pixeltransports" braucht jedoch auch ein adäquates Matching auf Seiten der Usability (Gebrauchstauglichkeit) und User Experience (Nutzererlebnis).

So wurden in einem initialen Leitfaden-Interview folgende spezifische Erwartungen an das Projekt formuliert:

  • Verständnis im Team schaffen für die praktische Relevanz von UUX-Methoden,
  • Fahrplan für eine UUX-optimierte Produktentwicklung erstellen und
  • erste Integration von UUX-Prozessen und -Metriken in die Pxio-eigene Entwicklung.

Auf dieser Basis wurde der erste Workshop der Reihe geplant: der sogenannte "Scoping"-Workshop. Ein Scoping dient dazu, den Projektauftrag zu klären und einen entsprechenden Projektplan zu entwickeln. Dazu muss im Scoping die in einem Projekt zu lösende(n) Fragestellung(en) erfasst werden, d.h. insbesondere wer betroffen ist und welche Randbedingungen dabei zu berücksichtigen sind (Stakeholder- und Kontextorientierung). Stakeholder sind "Anspruchsgruppen, die ein Interesse an einem erfolgreichen Ausgang eines Projektes haben" (Steimle & Wallach, 2018, S. 29). In einem solchen rund fünfstündigen Scoping erarbeitete Pxio mit den Projektbeteiligten seitens der HSKL detailreiche Vorstellungen davon, was im Projekt erzielt werden soll; insbesondere wurde dabei Wert gelegt auf die offene Diskussion von aktuellen Herausforderungen und Problemstellungen im Hinblick auf KundInnen/Nutzende sowie den bisher dazu verfolgten Lösungsansätzen. Diese wurden in einer sogenannten Problem Statement Map festgehalten und zusätzlich in Bezug gesetzt zu relevanten Randbedingungen und Metriken, die helfen können, die individuelle Zielerreichung der einzelnen Lösungsschritte zukünftig messbar zu machen.

Scoping und Synthese

Ein solches präzises Projektverständnis ist von entscheidender Bedeutung, denn mit ihm werden (oftmals unhinterfragte) Annahmen explizit offengelegt und auf dieser Basis lassen sich (Proto-)Personas formulieren und bisherige Best Practices darstellen – in der Regel somit eine ganze Fülle an Implikationen, die sich ableiten und priorisieren lassen. Konkrete Rückmeldung aus diesem Workshop, die sich mit Erfahrungen aus anderen Scoping-Workshops der HSKL-Beteiligten deckt, ist die positive Beurteilung der Visualisierungen, die in solchen Workshops zum Einsatz kommen: im vorliegenden Fall wurde insbesondere die Problem Statement Map als instruktiv bezeichnet für mitzunehmende Anregungen und gemeinsame weitere Workshop-Inhalte. Um festzustellen, ob ein solches Problem Statement auf gültigen Annahmen und Randbedingungen basiert, bietet sich an, den Grad des Einflusses der Annahmen auf den Projekterfolg beurteilen zu lassen. Hierdurch wird die Basis gelegt, um in weiteren Projektschritten Erkenntnisse zu überarbeiten (zu "synthetisieren").

Weil in diesen nun anstehenden Synthese-Schritten potentiell eine Fülle an Methoden und Techniken aus der Nutzerforschung zielführend verwendet werden kann, machte es Sinn, ein gemeinsam geteiltes Verständnis der Lean UUX Grundlagen zu vermitteln. Ein solches Wissen hilft, damit in UUX-Projekten effizient gearbeitet werden kann. Deshalb wurde im nächsten größeren Arbeitsblock eine Schulung am Pxio-Standort des DFKI in Saarbrücken angeboten. 

Seitens der HSKL wurden in einem ersten Teil der Tagesveranstaltung die nachfolgenden grundlegenden Begriffe und Prozesse des Usability Engineering vorgestellt: Menschzentrierter Gestaltungsprozess (Begriffe, Konzepte und Richtlinien), Verstehen und Spezifizieren des Nutzungskontexts, Spezifizieren der Nutzungsanforderungen, Erzeugen von Gestaltungslösungen, Usability-Tests, Inspektionen und Befragungen von Anwenderinnen und Anwendern. Im zweiten Teil des Tages wurden durch den Umsetzungspartner gewünschte Inhalte in Form von konkreten Aufgaben aus dem Pxio-Entwicklungsprozess vertieft, insbesondere Nutzungskontextanalysen, das (Über-)Arbeiten von/mit (Proto-)Personas sowie das Erstellen von Journey Maps. 

Ideation, Konzeption und Prototyping

Dieser Workshop wurde auf Englisch angeboten, damit auch zwei nicht-deutschsprechende Teammitglieder an der Veranstaltung teilnehmen konnten. Zum Abschluss der Veranstaltung kristallisierte sich in der Reflexion der Wunsch heraus, das Thema Gestaltungslösungen in einem eigenen Workshop intensiver in den Blick zu nehmen. Hierzu wurde deshalb ein eigener Prototyping Workshop vereinbart. Das Ziel diese Workshops: einen grundlegenden Überblick über Prototyping-Tools am Markt zu vermitteln und dadurch letztlich Prototyping-Tools bewerten können, um sie dann möglichst zielgerichtet nutzen zu können. Weitere Informationen dazu sind hier beschrieben.

Im Rahmen des Collaborative UX-Design-Prozesses wird ein Problemlösungsprozess durch die Phasen Verstehen - Erkunden - Umsetzen durchlaufen. Dies geschieht iterativ in Form unterschiedlicher Workshop-Formate. Die Workshops rund um Scoping (insb. Verständnis von Projektauftrag und (impliziten Annahmen) und Synthese (Überprüfung zentraler Annahmen zwecks Optimierung des Problemverständnisses) wurden hier bereits früher präsentiert, ebenso wurde bereits ein Ausblick auf das Prototyping als wichtiges Instrument zur Validierung der Eignung bestimmter angenommener Lösungsansätze gegeben.

Neben dem letztgenannten Prototyping spielen insbesondere Ideation- und Konzept-Workshops zentrale Rollen in der Erkundung im Rahmen der Entwicklung interaktiver Systeme. Für das Saarbrücker Startup Pxio steht im Frühjahr und Sommer 2020 dabei die Entwicklung der Pxio-App als zentrales "Herzstück" der Nutzerinteraktion im Fokus.  Das heißt, die in der Entwicklung befindliche Cross-Plattform-App soll als primäre Nutzerschnittstelle von Pxios gesamtem „Pixel as a Service“-Angebots dienen.

Corona-lagebedingte Workshopanpassungen

Lage-bedingt einigte man sich im Pxio/HSKL-Verbund einstimmig, die Arbeitstreffen und Workshops ab März 2020 digital umzusetzen. Produkte, die eine entsprechende Zusammenarbeit rund um User Stories digital unterstützen, sind bspw. Miro und Mural. Im vorliegenden Fall verwendete Pxio zur Erstellung der beschriebenen User Story Maps das kostenlose Miro, flankiert von Zoom zur parallelen Videokonferenz-Verbindung. Hierdurch konnte ein reibungsloser Kommunikationsfluss und Informationsaustausch zwischen verschiedenen Mitgliedern des Startups und des HSKL-Teams an den unterschiedlichen (Home-Office-)Standorten gewährleistet werden.

In der bisherigen Rückschau zieht Co-Gründer und Geschäftsführer Alexander Löffler ein positives Fazit: „Die längerfristige Zusammenarbeit im Umsetzungsprojekt mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Usability hat uns in einer für ein Startup herausfordernden Zeit begleitet. Konkrete Workshopergebnisse, wie bspw. zum Scoping, der Konzeptentwicklung und zum Prototyping, haben uns auf dem Weg weitergebracht, die Interaktion von Nutzern mit unserem Software-Angebot zu verstehen.“ Pxio kann diesen Weg weitergehen, bspw. rund um die Themen Validierung und Planung von frühzeitig funktionsfähigen Produktiterationen (MVP, Minimum Viable Product) bieten sich zukünftig auch noch Gelegenheiten zu weiteren gemeinsamen Workshops an.


17.11.20

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