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Mit den Methodenkarten bietet das Kompetenzzentrum Usability kompakte Informationen zu Vorgehensweisen in der benutzerzentrierten Gestaltung, zu Digitalisierungsprozessen und der agilen Software-Entwicklung. Anwendungsnahe Beispiele und interaktive Fragestellungen regen dazu an, neue Ideen direkt auf die eigenen Projekte zu übertragen. Erfahren Sie mit unserer neuen Methodenkarte, was es mit der Fokusgruppe auf sich hat.

In den 1950er-Jahren von dem amerikanischen Soziologen Robert Merton entwickelt, etablierten sich Fokusgruppen mehr und mehr als Alternative zu Einzelinterviews. Als Fokusgruppe wird hierbei eine moderierte, strukturierte Gruppendiskussion bezeichnet, die oftmals als Teil der Anforderungsanalyse, zum Tragen kommt. Dabei stellt sie ein effektives Mittel dar, um Merkmale, Usability-Anforderungen und Meinungen bezüglich eines Produktes zu erheben. Erreicht wird dies durch eine offene Diskussion von sechs bis acht Teilnehmer*innen, die zu erschöpfenden Äußerungen angeregt werden.

So zielt die Methode der Fokusgruppe als qualitatives Verfahren auf Ergebnisse ab, die schwer zu strukturieren und bei einer einfachen Befragung nicht zu ermitteln wären, sodass tiefergehende Bedürfnisstrukturen zu Themen der Usability offengelegt werden können. Weiterhin ist es möglich, Einzelaussagen durch die Gruppenmeinung zu validieren.


Eignet sich eine Fokusgruppe für mein konkretes Vorhaben?

Fokusgruppen eignen sich bestens zur Erhebung

  • eines Meinungsbilds: wie sich Meinungen zu dem Produkt im sozialen Raum entwickeln
  • von Hintergründen: was verbirgt sich hinter den Meinungen und Einstellungen der Nutzer*innen
  • eines Produktvergleichs: beispielsweise der Bewertungen des Produktes in Relation zu Konkurrenzprodukten
  • möglicher Verbesserungen: Aufdecken von Potentialen des Produktes
  • vor einer Produkteinführung: Ermittlung von Chancen und Schlüsselreizen
  • der generellen Kundenzufriedenheit: unmittelbares und dynamisches Feedback

Zwei typische Fragestellungen, für die Sie die eine Fokusgruppe in Betracht ziehen können, wären beispielsweise:

  • „Fehlen den Nutzer*innen bestimmte Funktionen oder Inhalte?“
  • „Welche Variante einer Idee, einer Funktion oder eines Designs bevorzugen die Nutzer*innen?“

Wie kann ich die Methode der Fokusgruppe selbst anwenden?

Schritt 1: Vorbereitung

Zunächst wird das Ziel bzw. das Erkenntnisinteresse der Fokusgruppendiskussion definiert. Daraus lässt sich nun ableiten, welche Teilnehmer*innen für die Gruppe zu akquirieren sind. Anschließend wird eine Themenliste samt verschiedener Diskussionsfragen erstellt, deren erste Frage einen thematisch einführenden Charakter aufweisen sollte. Diese Liste dient als Gesprächsleitfaden für die moderierende Person. Bevor es im nächsten Schritt zur Durchführung der Fokusgruppendiskussion geht, bietet sich an diesem Punkt ein kurzer Pretest des Leitfadens an (analog zu Schritt 2).

Schritt 2: Durchführung

Nach der Begrüßung und einer kurzen Vorstellungsrunde wird den Teilnehmer*innen das Thema präsentiert. Zudem werden übliche Grundregeln der Diskussion und Kommunikation erläutert (Lautes Sprechen, ausreden lassen, etc.). Nun leitet die moderierende Person anhand des Leitfadens durch die einzelnen thematischen Punkte und hält die Redebeiträge der Teilnehmer*innen durch Notizen fest (ggf. durch weitere*n Mitarbeiter*in). Am Ende der Diskussion werden die Hauptpunkte durch den*die Moderator*in zusammengefasst und die Teilnehmer*innen verabschiedet.

Schritt 3: Nachbereitung und Auswertung

Zeitnah werden die Ergebnisse der Diskussion zusammengestellt, analysiert und ausgewertet. Als Endergebnis sollte ein Bericht erstellt werden, durch den auch Außenstehende über die Resultate in vollem Umfang informiert werden können.

Aufzeichnungsmethoden:

Es kann neben der Protokollierung auch eine Tonaufnahme oder Videoaufzeichnung zur Verwendung kommen. In diesem Falle lässt sich durch das Transkribieren des gesprochenen Wortes eine gründlichere Analyse der Diskussion durchführen. Videoaufzeichnungen bieten darüber hinaus den Vorteil, dass Interaktionen zwischen Personen, Mimik und Gestik erfasst und ergründet werden können. Zu beachten ist hierbei allerdings, dass der Datenschutz der Teilnehmer*innen gewahrt wird und diese im Vorhinein eine Einverständniserklärung zur Aufzeichnung von Ton- bzw. Videoaufnahmen unterzeichnen.
In der Praxis zeigt sich, dass Teilnehmer*innen die Aufzeichnung nach kurzer Zeit vergessen und sich auf die Diskussion konzentrieren, sodass wenig bis keine künstlichen Situationen oder Unbehagen seitens der Teilnehmenden entstehen.


Eine umfassende Zusammenstellung von Informationen zur Fokusgruppendiskussion und weitere Inhalte sowie Praxistipps können Sie auf der entsprechenden Methodenkarte als auch in der dort angegebenen, weiterführenden Literatur einsehen.

Diese ist Ihnen in unserem Materialbereich mit vielen weiteren Methodenkarten zugänglich, oder steht hier zum direkten Download als PDF für Sie bereit. 


30.09.20

Kontakt

Norman Jung

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